Wasser ist die essenzielle Ressource allen Lebens und ein kostbares Wirtschaftsgut. Zu kostbar, um es zu verschwenden. Der Markt für eine nachhaltige und effiziente Wasserwirtschaft ist riesig und dürfte in Zukunft noch weiter wachsen. Das eröffnet Chancen für Unternehmen, die mit innovativen Wassertechnologien überzeugen können.
Seit 1992 organisiert die UN einen internationalen Tag des Wassers. Der diesjährige Weltwassertag hatte das Motto Accelerating Change“, also den Wandel beschleunigen. Die Formulierung war nicht zufällig gewählt, denn die Dringlichkeit, die globale Wasserwirtschaft auf einen nachhaltigeren Pfad zu lenken, ist hoch wie nie. Zum einen, weil der weltweite Wasserverbrauch nach Prognose der UN bis zum Jahr 2050 im Schnitt um rund ein Prozent pro Jahr zunehmen wird. Zum anderen, weil nutzbares Wasser knapp ist und der Mangel sich infolge von Umweltverschmutzung, Urbanisierung und Klimawandel noch verschärfen wird. Darunter leiden nicht nur die ohnehin schon trockenen Regionen der Erde. Auch in Gebieten, in denen das nasse Gut noch ausreichend vorhanden ist, wird die Knappheit zunehmen. Die UN hat in diesem Zusammenhang einige bemerkenswerte Zahlen zusammengetragen (siehe Kasten).
Fakten Wasser
– 26 Prozent der Weltbevölkerung, rund 2 Milliarden Menschen, haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
– Rund 46 Prozent der Weltbevölkerung, etwa 3,6 Milliarden Menschen, haben keinen Zugang zu sauberen sanitären Einrichtungen.
– 297.000 Kinder unter fünf Jahren sterben jedes Jahr an Durchfallerkrankungen, die auf schlechte sanitäre Einrichtungen, mangelnde Hygiene oder unreines Trinkwasser zurückzuführen sind.
– 80 Prozent der Abwässer fließen ohne Behandlung oder Wiederverwendung in das Ökosystem zurück.
– Die Fläche der natürlichen Feuchtgebiete hat sich seit der vorindustriellen Ära (ab 1700 n. Chr.) um 80 Prozent verringert.
– Für rund zwei Drittel der grenzüberschreitenden Flüsse der Welt gibt es keinen kooperativen Bewirtschaftungsrahmen.
– Die Landwirtschaft ist für 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs verantwortlich.
– Die Wasserknappheit könnte bis zum Jahr 2030 zur Vertreibung und Flucht von 700 Millionen Menschen führen.
(Quellen: Weltwasserbericht der Vereinten Nationen 2023, www.un.org/en/global-issues/water; UN World Water Development Report 2023)
Das mit Wasser derzeit noch viel zu verschwenderisch umgegangen wird, zeigt folgendes Beispiel: Das Trinkwasser-Infrastruktursystem der USA besteht aus 3,5 Millionen Kilometer unterirdischer Leitungen. Allerdings ist das Netz veraltet und unterfinanziert. Alle zwei Minuten kommt es daher zu einem Wasserleitungsbruch mit der Folge, dass in den USA täglich schätzungsweise 6 Milliarden Liter aufbereitetes Wasser verloren gehen. Eine Menge, mit der sich täglich 9.000 Swimmingpools füllen lassen würden (Quelle: infrastructurereportcard.org, Studie: 2021 Infrastructure Report Card). Aber auch kleine Dinge wie ein tropfender Wasserhahn können eine große Wirkung entfalten. Bei zehn Tropfen in der Minute werden täglich 3,6 Liter Wasser nutzlos vergeudet. Auf das Jahr gerechnet sind das immerhin 1.314 Liter (Quelle: United States Geological Survey, Water Drip Calculator).
Innovative Wassertechnologien als Problemlöser
In ihrem Weltwasserbericht 2023 schreibt die UN, dass zahlreiche Staaten bei der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wasserressourcen zwar gewisse Fortschritte erzielt haben. Um das SDG-Ziel 6 Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen bis 2030 zu erreichen, müsse sich die Fortschrittsgeschwindigkeit allerdings verdoppeln und die Investitionen müssten verdreifacht werden. Die UN fordert daher eine beschleunigte Entwicklung und Einführung neuer Technologien für die Wasseraufbereitung, -verteilung und -behandlung und mehr staatliche Investitionsprogramme in die Wasserinfrastruktur. Diese Punkte machen Wasser auch aus Investorensicht zu einem interessanten Thema. Denn um die Herausforderungen zu bewältigen, braucht es Unternehmen, deren Expertise, Technologie und Produkte helfen, die Wasserversorgung, die Wasserinfrastruktur und die Wasseraufbereitung effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Wassersektor ist ein Zukunftsmarkt
Dass es sich bei der Anlageklasse Wasser um einen wachstumsstarken Zukunftsmarkt handelt, zeigt eine Studie der Marktforschungsgesellschaft Precedence Research. Der Expertenprognose zufolge wird sich das weltweite Marktvolumen allein für Wasser- und Abwasseraufbereitung von rund 300 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf voraussichtlich knapp 500 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 erhöhen (siehe nachfolgende Grafik). Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 6,5 Prozent. Damit würde der Sektor in dem besagten Zeitraum rund doppelt so stark zulegen wie die Weltwirtschaft.
www.irw-press.at/prcom/images/messages/2023/71229/De.mem_Snapshot_Wasseraktien_13.Juni2023_final_.001.png
Veolia: Langfristig positive Aussichten
Zu den international führenden Unternehmen, die Lösungen zur Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung für kommunale und industrielle Kunden anbieten zählt Veolia. Der in Paris ansässige Konzern, der neben dem Segment Wasserwirtschaft und Wassertechnologien auch in den Bereichen Abfallmanagement und Energieerzeugung tätig ist, startete mit einer starken Geschäftsentwicklung ins laufende Jahr. Im Geschäftsfeld Wasser legte der Umsatz im ersten Quartal 2023 um 9,9 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn erhöhte sich auf Konzernebene um 14 Prozent auf 788 Millionen Euro. Die guten Zahlen gaben der Aktie Auftrieb, die nach einer Schwächephase wieder in Sichtweite ihres Jahreshochs notiert. Auch die Analysten zeigen sich zufrieden: Mit dem guten Jahresstart legte Veolia einen Puffer, um die Ziele für 2023 zu erreichen. Ein langanhaltend positiver Trend sowie die Schaffung eines Weltmarktführers durch die Suez-Übernahme sprechen zudem für langfristig positive Aussichten, heißt es in einem Research-Report der DZ Bank vom 4. Mai 2023.
Geberit: Von der Baukrise ausgebremst
Eine weitere interessante Aktie aus dem Sektor Wasser ist Geberit. Das Schweizer Unternehmen verfügt über eine umfassende Palette von Sanitärlösungen, die mit niedrigem Energie- und Wasserverbrauch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können. Allerdings offenbarte der jüngste Quartalsbericht eine große Schwachstelle. Zwar übertraf das operative Ergebnis im ersten Quartal mit 295,6 Millionen Schweizer Franken die Erwartungen des Marktes (Konsens: 273,7 Millionen CHF). Allerdings blieben sowohl Gewinn als auch Umsatz hinter den Vorjahreswerten zurück. Der Hauptgrund dafür liegt in der kriselnden Bauwirtschaft, worunter naturgemäß auch die Nachfrage nach Toiletten, Duschen und anderen Sanitärprodukten leidet. Das führte dazu, dass die Aktie von Geberit bereits im vergangenen Jahr hohe Kursverluste verzeichnete. Mittlerweile könnte der Boden gefunden sein. Ob das schon für eine Trendwende reicht, muss sich aber erst herausstellen.
De.mem: Wasseraufbereitung mit High-Technology
Ein Spezialist für innovative Wasser- und Abwasseraufbereitungstechnologien ist De.mem, ein börsennotiertes Wachstumsunternehmen mit Sitz in Australien und Singapur. Zum Kernangebot der Gesellschaft gehören Membranlösungen zur Mikro, Ultra- und Nanofitration. Dazu zählt auch eine selbst entwickelte Polymermembran, die mit Graphenoxid-Nanopartikeln veredelt wird. Dadurch fließt Wasser effizienter durch die Poren der Membran mit dem Ergebnis, dass bis zu 40 Prozent mehr Wasser gefiltert werden kann.
Ein weiterer Geschäftsschwerpunkt von De.mem liegt auf dem rasch wachsenden Markt für Hohlfasermembrantechnologie. Die Hohlfaserfiltration gilt unter Experten als chancenreicher Zukunftsmarkt. So schätzt die Marktforschungsgesellschaft Grand View Research, dass das Marktvolumen in diesem Segment bis zum Jahr 2030 um durchschnittlich 14,3 Prozent pro Jahr zulegen wird (Quelle: Grand View Research, Market Analysis Report)
Die Hauptzielgruppe von De.mem sind Unternehmen aus den Sektoren Industrie, Bergbau, Lebensmittel und Infrastruktur – also Branchen, in denen Wasser eine Schlüsselkomponente darstellt. Zum Kundenstamm zählen beispielsweise Rio Tinto, Givaudan, Coca-Cola und Alcoa. Im vergangenen Jahr steigerte De.mem den Umsatz um 8 Prozent auf 19,6 Millionen US-Dollar Der Geldeingang (cash receipts) erhöhte sich sogar um 16 Prozent auf 22,9 Millionen US-Dollar.
Valmont und WWT: Smarte Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft
Bekanntlich ist der Agrarsektor für einen Großteil des weltweiten Wasserverbrauchs verantwortlich. Umso wichtiger werden intelligente Bewässerungssysteme. Dazu zählen zum Beispiel solarbetriebene, sensorintegrierte Bewässerungssprinkler und Tropfsysteme. Zu den führenden Anbietern auf diesem Gebiet zählt Valmont Industries aus Omaha, Nebraska. Der Geschäftsbereich Bewässerung (Irrigation) steht für rund 27 Prozent des Gesamtumsatzes des Konzerns. Das Segment umfasst die Herstellung von landwirtschaftlichen Bewässerungsanlagen, Wassermanagementlösungen und Technologien für die Präzisionslandwirtschaft. Ebenfalls im Smart-Irrigation-Markt tätig ist Water Ways Technologies (WWT) mit Sitz in Toronto, Kanada. Allerdings ist die Aktie nur etwas für risikofreudige Anleger. Nicht nur, dass es sich um eine noch sehr kleine Firma handelt, auch fielen dem Unternehmen zuletzt einige wichtige Aufträge und Kunden weg. Entsprechend steil ging es mit dem Kurs bergab. Hoffnung macht der jüngste Quartalsbericht, in dem Water Ways Technologies über einen Anstieg des Bruttoergebnisses und der Bruttomarge berichten konnte. Sollte sich der Trend bestätigen, hat die Aktie starkes Nachholpotenzial.
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